Überall findet man im christlichen Glauben das gleiche Bild. Menschen treffen sich an verschiedenen Tagen in einer Kirche und tragen dort im Kollektiv die verschiedensten Gebete vor.

 

Das wichtigste unter ihnen, das Vater Unser wollen wir hier näher beleuchten. 

 

Welcher Sinn steckt eigentlich hinter diesen Gebeten und wie hat sich Jesus innerhalb der Schrift zu diesen geäußert?

 

  • Matthäus Ev, Kap. 6 Nr. 5 - 6: Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf dass sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.
  • Matthäus Ev, Kap. 6 Nr. 7 - Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet. Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.  Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
  • Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben, Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

 

Je mehr man über die oben genannten Zeilen nachdenkt, um so mehr wird deutlich, dass der Sinn dieses Gebets nicht in einem stumpfsinnigen und kollektiven Nachsprechen liegt. 

 

Der erste Teil dieses Gebets fordert den Gläubigen auf, den Namen Gottes zu heiligen, indem es wie folgt heißt:

 

  • Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt.

Dies setzt jedoch voraus, dass man Gott innerhalb der Schrift überhaupt erst erkannt hat. Nur so kann der Name Gottes dann auch in diesem gesprochenen Gebet eingesetzt und geheiligt werden.

 

In der gängigen Praxis findet diese Heiligung des Namens nicht statt, denn es wird dieses Gebet stumpfsinnig nachgesprochen, ohne einen Namen einzusetzen und somit irgend wen oder was zu heiligen. 

 

Einen Namen Heiligen zu wollen, ohne diesen Namen auch zu nennen?

 

Es erscheint mir mehr als wahrscheinlich, dass das gesprochenen Gebet der Gläubigen bis zu dieser Stelle schon einmal vollkommen nutzlos ist, denn geheiligt wird geradezu niemand. 

 

Im weiteren Verlauf bezieht sich das Vater Unser auf die Bitte, dass dieses angedeutete Reich Gottes kommen und sein Wille geschehen solle. 

Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob der Gläubige nur stumpfsinnig diese Zeilen rezitiert, oder ob dieser mit diesen Zeilen überhaupt etwas anfangen kann und eine Vorstellung vom Gottesreich besitzt.

 

Dieses Reich Gottes ist mit Gottes Erkenntnis innerhalb der Schriften untrennbar verknüpft. Hat man Gott in der Schrift nicht erkannt und sein Wesen nicht verstanden, so kann man mit einem Reich Gottes auch nichts anfangen. Hat man diesen jedoch innerhalb der Schrift erkannt, so wird zum Einen klar, wie das Reich Gottes auszusehen hat und zum Anderen, dass wir durch unser primitives Verhalten noch Lichtjahre von diesem Reich entfernt sind, obwohl es bereits längst unter uns sein könnte.  

 

Jesus erklärt es seinen Jüngern wie folgt:

 

Da Jesus aber gefragt wurde von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch.

 

Identifiziert man Jesus innerhalb der Schrift als Spiegelbild dieses unsichtbaren Gottes, was in erster Linie sein Wesen und seine Aussagen angeht (Wort Gottes), vgl. Kolosser, Kap. 1 Nr. 15; Johannes Ev. Kap. 14 Nr. 7 ,so wird klar, dass der Schlüssel zum Reich Gottes in der Umsetzung seines Gebotes (Liebet euch untereinander) liegt.

 

Diese Umsetzung kann jedoch nur durch eine veränderte Wahrnehmung und dem damit verbundenen geänderten Verhalten eines Selbst hervorgerufen werden, welches sich am obigen Gebot orientieren sollte. 

 

Das Reich Gottes ist ein Friedensreich, in welchem ein jeder Mensch gleichberechtigt und friedvoll miteinander lebt. Das wäre das Endprodukt einer Glaubenswelt, welche Gott innerhalb der Schrift erkannt hat und welche diesem auch huldigen möchte. Dieses eine Gebot sollte für sie als Richtschnur für all ihr Handeln dienen und nicht der Gang in eine Kirche oder die verschiedensten Rituale.

 

Auf das Reich Gottes zu warten macht jedenfalls keinen Sinn, denn dann wartet der Mensch bis zu seinem Nimmerleinstag. 

 

Worauf warten denn die etwa 2.000.000.000 selbsternannten Christen dieser Erde? 

 

Der Rest dieses Gebets muss meines Erachtens nicht erklärt werden. Menschen machen Fehler, man selbst macht Fehler und dieses in vielfältiger Weise. Manchmal passiert ein und derselbe Fehler zweimal, dreimal usw. Trotz allem wünscht man sich, dass einem diese begangenen Fehler auch vergeben werden. 

 

Wenn man nun selbst nicht vergibt und ein jeder so handeln würde wie man selbst, wer sollte dann je vergeben?

Mehr noch, wem vergibt man denn gemäß den Schriften wenn man einem anderen vergibt? 

Ist es nicht dieses Selbst, welches ungeteilt in den einzelnen Individuen gefunden werden kann, vgl. Ganzheitslehre ?

 

 

Fazit: Man kann natürlich in einem gemauerten Gebäude das Vater Unser in der gewohnten Art und Weise beten. Was sollte jedoch der Nutzen von dieser Art des Gebets sein, wenn weder der Namen Gottes geheiligt, noch die eigene Verhaltensweise kritisch hinterfragt und falls notwendig geändert wird?